Monday, February 13, 2006

Broschüre der dänischen Karikaturen

Hier die von mir übersetzte Einleitung der von dänischen Muslimen zusammengestellten Dokumentation über Islamfeindlichkeit in Dänemark.
Mit dieser Dokumentation verschiedener zuvor in dänischen Zeitungen erschienenen Publikationen und Karikaturen zog eine Delegation um den Kopenhagener Imam Ahmed Akkari in mehrere arabische Länder, um dort gezielt gegen Dänemark Stimmung zu machen. Pikantes Detail dabei: die provokantesten Karikaturen, etwa der Prophet als Schwein, waren bisher nirgendwo erschienen und vermutlich selbst gefertigt worden.


Dossier für den Beistand zum Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm)

Einleitung

Gott sei gelobt, der Herr der Welten, und Segen und Frieden sei mit dem Siegel der Propheten, dem höchsten Gesandten:

Wir Muslime aus dem Königreich Dänemark unterbreiten, was uns - und jedem Muslim gleichermaßen - bezüglich unserer Lage Sorge bereitet in diesem Land, das im Norden Europas liegt und zu den skandinavischen Staaten gehört.

Dieses Land hat eine eigene Sprache und es herrscht eine konstitutionelle Monarchie. Das Land besteht aus mehreren Inseln und seine Hauptstadt heißt Kopenhagen. Es hat 5 Millionen Einwohner, mehrheitlich Protestanten, daher das Kreuz in ihrer Flagge. Allerdings sind sie vom Säkularismus erobert worden. Auch wenn sie sich selbst nicht als "Ketzer" bezeichnen, so gebieten sie doch nicht dem Richtigen.

In dieses Land kamen Muslime aus der Türkei und aus vom Krieg zerstörten Ländern wie Bosnien-Herzegowina, Somalia, Irak oder Libanon. Dadurch kam Dänemark mit Ausländern einer anderen Religion in Berührung, die vor 20-30 Jahren für die Leute neu war, wobei zu sagen ist, dass die Zahl der Muslime heute auf etwa 170.000 angestiegen ist.

Die ihrer Religion Verpflichteten sind mit Problemen konfrontiert, zumal da der islamische Glaube offiziell nicht anerkannt ist. Das hat viele Schwierigkeiten zur Folge, die sich etwa darin äußern, dass ihnen nicht gestattet wird, Moscheen zu bauen. Sie sind gezwungen, alte Fabrikgebäude oder Lagerhallen in Gebetsräume umzuwandeln.

Unter diesen Verhältnissen herrscht eine Atmosphäre vor, die den Rassismus befördert. Er verschärfte sich nach den Ereignissen des 11. September und nahm zahlreiche Formen an, deren gemeinsamer Nenner in der Schmähung des Islam lag (einmal problematisieren sie das Kopftuch, während andere die Beschneidung thematisieren, ein anderes Mal erzählen sie von Krankheiten, die durch das Gebet hervorgerufen würden, usw.)

Diese Vorkommnisse gipfelten in Bildern und angeblichen Karikaturen, die den Propheten (Gott segne ihn) in abscheulicher und ekelhafter Art und Weise zeigten. Die Begleitumstände dieses Falles waren so, dass sich viele Künstler geweigert hatten, für die Titelillustration eines Buches über den Islam den Propheten zu zeichnen, weil sie den Abfall vom Islam fürchteten. Daraufhin erhoben die Verantwortlichen der Zeitung "Jyllands Posten" gegen die Weigerung der Künstler Einspruch. Und genau dieses Vorgehen, diese Provokation der Gefühle der Muslime, ist von der Meinungs- und Pressefreiheit abgedeckt, verankert in den angeblichen Säulen der Demokratie, welche denn auch den Fall übernahmen und zu dem ihren machten. Dementsprechend schrieb das Blatt an 40 Zeichner und ermutigte sie durch einen Zeichenwettbewerb dazu, doch die meisten lehnten ab und nur 12 sagten zu. Sie veröffentlichten diese Zeichnungen in ihrer Zeitung (Ausgabe vom Freitag, dem 30.09.2005) und natürlich druckten sie anbei auch einen Kommentar der Chefredaktion, in dem es hieß, die Muslime sollten diesen Spott akzeptieren, weil das zu den Grundlagen der Demokratie gehöre, die Presse- und Meinungsfreiheit gewährleiste. Sie sollten sich davon nicht gestört fühlen und sich ein Beispiel nehmen an anderen, die gleichermaßen von ihnen aufs Korn genommen würden.

Angesichts des Ernstes der Lage schlossen sich die meisten islamischen Organisationen und Zentren kurz. Sie versammelten sich am Sonntag, dem 02.10.2006, und einigten sich auf eine Protestnote gegen diese bösartige Attacke, die sich gegen die hervorragendste Person überhaupt richtet (den Propheten Gottes, Gott segne ihn).

  • Die Versammelten einigten sich auf die Gründung einer Kommission für den Beistand zum Propheten Muhammad, Gott segne ihn, und die Ernennung von Scheich Raid Halihal Ranisa zum Vorsitzenden
  • Eine Kritik an dem, was in dieser Zeitung erschienen war, wurde als Erklärung an einen der Verfechter gerichtet. Der Text war ins Dänische übersetzt worden, doch sie publizierten nur einige aus dem Zusammenhang gerissene Gedanken.
  • Die Muslime drängten, alle auf ihre Weise und mit den ihnen zur Verfügung stehenden Medienkontakten, auf eine Beteiligung an dem Aufruf gegen die Zeitung, um zu verbreiten, dass dieser Vorfall eine rote Linie bei allen Muslimen, und nicht nur bei den Religiösen, überschritten hat.
  • In der Erklärung wurde von der Zeitung eine Entschuldigung verlangt sowie die Zusage eingefordert, künftig nichts dergleichen mehr zuzulassen und stattdessen Respekt vor den Heiligtümern der Muslime zu zeigen.

Man plante:

  • Zum Einen eine Unterschriftenaktion von Muslimen gegen das Vorgehen der Zeitung, zum Anderen eine Unterstützung der islamischen Zentren angesichts der Konfrontation wegen dieser und ähnlicher Aktionen
  • Kommuniqués an politische Aktivisten und tatkräftige Parteien zu richten, um sie über den Ernst der Lage aufzuklären und ihre Unterstützung zu gewinnen
  • sich mit den Botschaften der islamischen Länder in Dänemark in Verbindung zu setzen und sie über die wirkliche Lage aufzuklären, damit sie ihrer Verantwortung nachkämen
  • Kontaktaufnahme mit lokalen und internationalen Medien (besonders in Anbetracht ihrer ignoranten Haltung)

  • Nachdem wir nicht die geringste Reaktion von den Verantwortlichen der Zeitung bekommen hatten, und als wir die Ignoranz des Ministerpräsidenten gegenüber den Ersuchen der islamischen Botschafter um ein Treffen mit ihm erlebt hatten, fanden wir uns zu einer anderen Versammlung am 09.10.2005 zusammen. Dazu erschien eine Erklärung, die über lokale und internationale Medien verbreitet wurde.
  • Nachdem der Sender al-Jazira das Thema behandelt hatte, eskalierte das Gebaren der Zeitung. Die Macher widmeten ihrer Position nun eine spezielle Kolumne mit dem Titel „Bilder vom Propheten“. Sie schrieben einen Artikel in arabischer Sprache – ein durchaus seltsamer Präzedenzfall – mit der Überschrift „das freie Wort“. Sie hoben hervor, was al-Jazira zitierte, aber sie bestanden auf ihrer Position und verdoppelten die Seitenzahl, um dieses Thema zu behandeln. Um ihre Befürworter einzubinden, illustrierten sie die Thematik, die sie als Kampf zwischen Freiheit und Unterdrückung darstellten.
  • Zu den bemerkenswerten Entwicklungen gehörte die unterstützende Haltung der europäischen Union gegenüber der Position des dänischen Ministerpräsidenten, muslimische Botschafter nicht empfangen zu wollen. Dieser wollte sich nicht in die Pressefreiheit einmischen - eine Freiheit, die von ihrem Gesetz garantiert würde, wie sie behaupten.
  • Die Organisationen gaben danach eine zweite Erklärung heraus, in der sie die islamische Welt zum Einschreiten aufforderten, denn die Affäre hatte sich internationalisiert und das Ansehen des Propheten (Gott segne ihn) geht nicht nur die dänischen Muslime etwas an, sondern die Muslime weltweit. Wir können uns nicht mit der Kränkung unseres Gesandten abfinden, unter welcher Devise oder Rechtfertigung auch immer.
  • Die Affäre wurde in der islamischen Welt auf Regierungsebene untersucht, wobei die Angelegenheit in der Abschlusserklärung mit aller Klarheit benannt wurde.

Einige Dinge erhöhen noch unser Leid und unseren Schmerz:

    1. Der Spott über den Islam – und zusätzlich über seine Anhänger – ist zur gut gehenden Ware geworden. So wagte sich eine Zeitung (wie die Geier) am 10.11.2005 an die Veröffentlichung von noch heftigeren und verletzenderen Bildern. Vielleicht meinte sie, mit einem solchen Ruf ihren Absatz wieder ankurbeln zu können. Diese betreffende Zeitung war der „Weekendavisen“.
    2. Die Muslime erhielten während dieser Zeit, besonders während ihrer Teilnahme am Protest gegen die Veröffentlichung von Bildern wie diesen, Briefe, die in ihrer Aufmachung zwischen direkter Drohung und Beschimpfung des Islam anzusiedeln waren. Sie schmähten den Koran und nannten ihn ein Märchen, und sie wiederholten Beleidigungen des Propheten (Gott segne ihn), indem sie selbst gemachte Bilder versandten. Und diese waren die heftigsten und verletzendsten. Sie verrieten verborgene Hassgefühle auf den Islam als Religion.
    3. Dänemark lud eine holländische Schriftstellerin von somalischer Herkunft ein (Ayaan Hirsi Ali, d. Übers.). Sie ist Drehbuchautorin eines dem Islam feindlich gesonnenen Films, dessen Regisseur vor einiger Zeit in Holland umgebracht wurde. Sie wurde zu einer Fortsetzung der Provokation eingeladen, vor allem, nachdem sie zu einem Interview im dänischen Fernsehen erschienen war und sich herausgenommen hatte, über den Islam in missbilligenden Worten zu sprechen. Das Seltsame ist nun, dass der Ministerpräsident, der ein Treffen mit den Botschaftern abgelehnt hatte, diese Frau empfing, ihr einen Preis verlieh und seine Wertschätzung für ihre gewohnten Positionen zum Ausdruck brachte. Er unterstütze ihre freiheitlichen Ansichten!! Darüber muss man nachdenken…

Daher trafen sich die Organisationen eilig erneut. Sie beschlossen die Bildung von Delegationen, die in die islamische Welt reisen sollten, um die Länder über den Ernst der Lage zu informieren und sie an einer Kampagne für die Verteidigung und den Beistand zu unserem ehrwürdigen Gesandten (Gott segne ihn) zu beteiligen.

Und tatsächlich besuchte unsere Delegation Ägypten. Sie hatte eine Reihe von erfolgreichen Treffen und erfuhr viel Zustimmung.

  • Ein Treffen mit dem Außenministerium. Deren Minister für Presse verkündete, dass die Ausfälle der dänischen Presse gegen den Islam als Skandal angesehen würden. Er sagte zu, die Angelegenheit bei der Islamischen Konferenz und der Arabischen Liga vorzutragen.
  • Ein Treffen mit dem Generalsekretariat der Arabischen Liga. Es war von höchster Zustimmung geprägt.
  • Ein Treffen mit dem Scheich al-Azhar (al-Tantawi, d. Übers.), der auf die Affäre reagierte und eine Sondersitzung der Forschungsakademie der Azhar-Universität einberaumte, um sich mit dieser Attacke zu befassen.
  • Ein Treffen mit dem Großmufti von Ägypten (Ali Gomaa, d. Übers.) resultierte in einem Rechtsgutachten zum Boykott Dänemarks für den Fall, dass sie nicht ablassen von ihrem schändlichen Tun.
  • Ein Vertreter der Delegation war beim Kongress der Forschungsakademie zugegen, der am Donnerstag, dem 08.12.2005 tagte. Der Kongress hatte eine Resolution zum Ergebnis, die dieses Tun verurteilt. Es wurde als eine Kampagne bezeichnet, die jede Grenze des Erlaubten und der Gesprächskultur überschreitet. Sie erklärten, sie würden sich an die zuständigen Kommissionen bei den Vereinten Nationen sowie an Menschenrechtsorganisationen wenden. Zweck sei es zum Einen, die individuellen Rechte und den Schutz des kulturellen Pluralismus zu verteidigen, zum Anderen, sich der Propagierung einer Kultur des Hasses und der Verachtung des Anderen entgegenzustellen.

Schließlich wenden wir uns an alle, die sich einsetzen und gewillt sind, sich an der Verteidigung und dem Beistand zu diesem edlen Propheten zu beteiligen. Wir wenden uns an diejenigen, die mit allen Mitteln und Möglichkeiten die Verankerung eines allgemeinen Gesetzes zur Gewährleistung der Würde der Heiligtümer anstreben; dies betrifft besonders die muslimischen Heiligtümer in einer Zeit, in der es leicht ist, ihren Heiligtümern Schaden zuzufügen unter einem Motto (Krieg gegen den Terror).


Und weil das alles so traurig ist, muss ein bisschen Spaß am Schluss schon sein.