Friday, August 10, 2007

„Wie bei Insekten“

In dem hier dokumentierten extrem antisemitischen Artikel aus der konservativen - und neben Ar-Rai größten - jordanischen Tageszeitung Ad-Dustur vom 15.07.2007 vertritt die Autorin die Position, die Sklaverei sei unendlich viel schlimmer gewesen als der Holocaust an den europäischen Juden. Sie präsentiert eine kreatives Potpourri aus antikolonialistischem und antisemitischem Affekt und hat sich damit gewiss für Durban 2009 qualifiziert.


Der Holocaust – und das Abschlachten der Sklaven

Leila al-Atrash

Auf der letzten Buchmesse im Senegal wurden Delegationen (ich war unter ihnen) zum Haus der Skaven auf der Insel Gorée vor Dakar geführt, um über die menschliche Tragödie zu informieren, verursacht durch die Tyrannei der Hautfarbe und die Versklavung der Schwarzen durch Weiße.

Redner der Weißen – aus Portugal, Holland, Süd- und Nordamerika, Frankreich und Großbritannien – entschuldigten sich nach der Reise für die Brutalität ihrer Sklavenhändler-Vorväter und brachten ihr Schamgefühl über das, was sie gesehen hatten, zum Ausdruck. Diese Schriftsteller kehrten in die Hallen zurück, nur um die Vertreibung eines jeden zu fordern, der den Holocaust der Nazis leugnet. Der Historiker David Irving versuchte nachzuweisen, dass der Holocaust der Phantasie der Juden entsprungen ist, um den Westen zu erpressen und die Errichtung ihres Staates auf Kosten der Palästinenser zu ermöglichen. Gesicherte historische Dokumente stützen seine These.

Warum schweigt der Westen von der Tragödie der Sklaven, die ungefähr vier Jahrhundete währte und mehr als 20 Millionen Afrikaner betraf, ihre Nachkommen nicht eingerechnet? Warum verurteilt man angesichts dieser zwei schrecklichen Ereignisse nur den Holocaust [hier wörtl. Verbrennung]? Und warum entschädigt man die armen afrikanischen Völker nicht, deren Menschlichkeit Tag für Tag verbrannt und aberkannt wurde, die ohne Erbarmen ausgebeutet und schlechter als Tiere behandelt wurden?

Das Haus der Sklaven auf der senegalesischen Insel Gorée zeigt schlimmere Greueltaten und Grausamkeiten als unter den Nazis. Seine Geschichte ist noch schwärzer und beschämender. Es gibt keine Bewohner mehr hinter seiner hölzernen Tür. Sie zogen aus ins Exil und Verderben, nachdem ihnen die Freiheit und das Leben geraubt wurde, Sklaven ohne Schuld, Zermalmte ohne Vergehen außer ihrer Hautfarbe, den Gewalttaten der Anderen ausgesetzt. Eine alte Tür, sie hat den Wellen und dem Wüten von Zeit und Raum standgehalten, sie öffnet und schließt sich jeden Tag, sie sieht das Exil, die afrikanische Tragödie und die Tyrannei von Menschen über die Menschheit, die Tür vom Haus der Sklaven auf der Insel Gorée im Senegal.

Weil sich in diesem Haus ein anderer Holocaust ereignet hat, der die Menschheit verbrannte, beschlossen die Senegalesen, ihr Schweigen zu brechen und das Gefühl der Erniedrigung und Minderwertigkeit zu überwinden. Sie berichteten vom Sklavenhandel und seinem Leid. Sie öffneten seine Tür für Besucher und erzählten die Geschichte. Obwohl es Schwarze in Nord- und Südamerika, Europa und den Karibischen Inseln gibt, was belegt, dass vom 16. bis zum 19. Jahrhundert 20 Millionen Afrikaner von den weißen Herren verkauft wurden, zweifeln einige Studien immer noch an der Geschichte der Schwarzen auf der einsamen Insel im Atlantik. Weder Europäer noch Amerikaner stehen auf und protestieren gegen die Fälschung der Wahrheit und Verleugnung der Geschichte. Sie klagen auch nicht diejenigen, die die barbarischen und schändlichen Taten ihrer Vorfahren leugnen, wegen Antihamitismus an, so wie sie es bei Antisemitismus tun (der jüdischen Thora zufolge sind die Afrikaner die Nachkommen des Ham). Die Afrikaner sind arm, sie sind Minderheiten und schwach. Sie haben kein Gesetz erlassen, um Forscher ihren wissenschaftlichen Rang aberkennen lassen zu können oder sie ihres Postens zu entheben, auch wenn sie sich dabei auf gesicherte oder bestätigte offizielle Dokumente stützen könnten. Anders verhält es sich beim Leugnen der Nazi-Verbrennungsöfen des „Holocaust“ 1933-1943 (sic), etwa bei Roger Garaudy und dem Historiker David Irving, denn die Juden sind die reichsten Leute der Welt und sie beherrschen die Medien und den Handel weltweit. Ihr Einfluss in internationalen Gremien ist unvergleichlich. Sie bemühen sich, den Schuldkomplex aufzublähen und ihn jedesmal zu aktivieren, wenn Israel ein Massaker, einen Holocaust am Recht der Palästinenser verübt und das Volk auspresst.

Niemand wird die Verrücktheit Hitlers bezweifeln, und dass die Juden dieser ausgesetzt waren, aber es ist eine Tatsache, dass die Juden jetzt das Geschehene aufblähen und verfälschen. Sie nutzen den Schuldkomplex, der sich vor allem bei den Deutschen gebildet hat, täglich aus. Nicht nur die Juden waren der Grausamkeit Hitlers ausgesetzt, und es war gewiss ein Verbrechen, das nicht hätte geschehen dürfen. Die Geschichte erzählt auch von einer Viertelmillion ermordeter Zigeuner und ebenso vielen Behinderten, die ermordet wurden, ungeachtet ihrer Nationalität, sogar Deutsche. Ebenso viele Slowenen, Sozialisten, Zeugen Jehovas und Homosexuelle wurden im Holocaust in ganz Europa ermordet. In Hitlers Gefängnissen starben drei Millonen russische Kriegsgefangene. Warum also diese Konzentration auf die Juden? Sind sie Gottes auserwähltes Volk, sind sie etwas Besonderes, wie sie glauben? Selbst die wenigen Filme, in denen die Zahl der mit Giftgas Behandelten genauer bestimmt wird, sagen nichts über die Nationalität der Opfer aus. Warum diese Konzentration auf die Juden, ohne andere zu berücksichtigen? Das Haus der Skaven auf der senegalesischen Insel Gorée ist schmerzhafter als der schnelle Mord. Der Holocaust beendete trotz seiner Häßlichkeit doch immerhin die Qualen seiner Opfer durch die Brutalität oder das Giftgas, wie bei Insekten. Die Qualen dauerten nicht lange, wie man in den Dokumentarfilmen sehen kann. Es kam zu völligem Wahnsinn. Bei den Sklaven hingegen waren die Qualen lang von dem Augenblick, als man sie entführte und ihren Wurzeln und ihrer Heimat entriss, ihnen Ketten um den Hals und die Handgelenke legte, sie ins Haus der Sklaven in den Senegal brachte und sie dann als Sklaven in die Welt verkaufte. Die Männer wurden in eine Zelle von 2,5 x 2,5 Metern gezwängt. Einmal am Tag konnten sie raus, in Eisen gelegt, um ihre Notdurft zu verrichten. Sie wurden pro Kilo verkauft. Wessen Gewicht unter 60 Kilogramm fiel, der wurde gezwungen, zu essen, um fetter zu werden. Nachdem sie an einen Herren verkauft worden waren, erniedrigte dieser sie auf verschiedene Arten. Er machte sie ihr Leben lang dienstbar für anstrengende Arbeiten und entlohnte sie nicht.

Bei den Frauen bestimmte die Größe der Brüste, Schüchternheit und Jungfräulichkeit den Preis. Die Frau verlor ihre Unschuld an einen Weißen. Wenn eine Frau vor dem Verkauf nicht schwanger wurde und ein weißes Kind gebar, ließ man sie zurück. Sie musste auf der Insel leben und sich an Piraten und Seefahrer verkaufen. Die geborenen schwarzen Kinder wurden behalten, um sie als Sklaven zu verkaufen. Die Sterberate unter den Kindern im Haus der Skaven war die höchste, die es jemals in der Menschheitsgeschichte gegeben hat. 1779 breitete sich ausgehend vom Haus der Sklaven und aufgrund der unmenschlichen Bedingungen dort die Pest aus und tötete bald jede Menschenseele auf der Insel.

Warum verlangt Afrika keine Entschädigung für das, was ihnen über lange Jahrhunderte hinweg angetan worden ist, wie dies die chinesischen und philippinischen Frauen getan haben, die gezwungen worden waren, für das japanische Militär als Prostituierte zu arbeiten? Und warum schweigt die Welt über einen Holocaust, der nicht zehn Jahre, sondern Jahrhunderte gedauert hat und in dem die afrikanische Menschheit verbrannt wurde – täglich und lebenslang, schuldlos bis auf ihre schwarze Hautfarbe? Sie übertrugen ihre Dienstbarkeit auf ihre Kinder, bis das Gewissen Abraham Lincolns erwachte und er einen Krieg um die Befreiung der Sklaven begann.

Gibt es einen Holocaust für jedes Volk und zu jeder Zeit und an jedem Ort? Und warum lässt die Welt es zu, dass die Juden ihre Qualen, die niemand leugnen will, ausnutzen? Sie blähen sie auf, um ihre Agressionen zu rechtfertigen und vom Opfer zum erbarmungslosen Henker zu mutieren.

Thursday, August 09, 2007

„Kritik an Israel ist kein Tabu“

Eine Ausstellung mit dem durchaus ansprechenden Titel "Antisemitismus? Antizionismus? Israelkritik?" wird zur Zeit im Lichthof des Auswärtigen Amtes gezeigt. Das Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin bereitete in Kooperation mit Yad Vashem diesen Themenkomplex entsprechend auf. Die Fragezeichen im Titel deuten es an, hier werden Fragen gestellt. Aber welche?

Begrüßt wird der Besucher von einer trockenen, geist- und seelenlosen OSZE-Definition dessen, was der Antisemitismus sei. "Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die man als Judenhass bezeichnen kann." Donnerwetter, denkt man bei sich, doch es kommt noch besser. Schon verschwindet hinter dieser 'Wahrnehmung von Juden' das Subjekt, damit ja niemand der Idee verfallen möge, leibhaftige Antisemiten steckten hinter dem verflixten Antisemitismus: "Antisemitismus wirft Juden häufig eine Verschwörung zum Schaden der Menschheit vor. Er macht Juden für alles verantwortlich, 'was fasch läuft'." usw. Der lexikalische Jargon führt zu Blüten wie „Als Antizionismus verstehen wir hier eine spezielle Form des Antisemitismus [...]“. Offen bleibt, wo sie etwas anderes darunter verstehen.

Dieser analytisch-dämliche Tonfall zieht sich durch die Ausstellung. Wir bekommen reichlich antisemitische Hasspropaganda aus verschiedenen Ländern und Zusammenhängen zu sehen, unter der jeweils steht, dass es sich dabei um antisemitische Hasspropaganda handelt.

Wenn man das nach vielen Tafeln wirklich verstanden hat, kommt die entscheidende Frage: Wie mach ichs richtig, ohne als Antisemit dazustehen? Auf drei Tafeln, unter der Überschrift „Kritik an Israel ist kein Tabu – Es ist problemlos möglich, die israelische Politik zu kritisieren, ohne dass in den Aussagen antisemitische und antizionistische Klischees verwendet werden.“, man beachte wieder das fehlende Subjekt, sind etwa ein Dutzend Zeitungskommentare zu lesen, die zwar auch mit Israel hart ins Gericht gehen, aber, jedenfalls nach Ansicht der Ausstellungsmacher, nicht antisemitisch sind. Wo schaut man nach, wenn man nichts falsch machen will? Richtig, zuerst mal bei den Juden selbst (Haaretz, Jedioth Achronot), denn, das ist ja klar, die können schon mal gar nicht antisemitisch sein. Dann greifen wir aber auch auf Beispiele aus FAZ und Spiegel zurück, denn wir wollen zeigen: auch du als Deutscher kannst das!

Die Ausstellung möchte offensichtlich einerseits eine Anleitung für koschere Israelkritik sein, andererseits mit drastischen Exempeln abstumpfen gegen die Nuancen, die eben nicht mit positivistischem Wortgeklimper zu greifen sind, sondern sich genau darüber, quod erat demonstrandum, perpetuieren. Der Betrachter dieser Ausstellung lernt, wie viele Verrückte es gibt auf der Welt, ja auch in Deutschland, und erlangt im gleichen Moment die wohl tuende Gewissheit, dass er nicht zu ihnen gehört, weil er es schließlich besser machen kann.